Jahresgabe

Medaille (Pawnbroker's)

Möckel, Jáno

In der gemeinsamen Ausstellung Leerlauf und: Warten auf Durchzug in den Vitrinen des Kunstvereins beschäftigten sich Florian Deeg und Jáno Möckel mit dem Vergessen von Orten, Gegenständen und menschlichen Begegnungen. Dabei hinterfragten sie den doppelten Charakter von Vitrinen, einerseits als museale Präsentationsform für Kunst und andererseits als Werbeformat für Waren des Konsums. In ihrer multimedialen Installation verbanden Deeg und Möckel den Konservierungsprozess von Erinnerung mit der Ästhetik des Verfalls. Dafür eigneten sie sich Gegenstände und Orte des Alltags an. Die vertraut wirkenden Objekte und Räume wurden durch Verfremdung des Materials inszeniert. Hinter den Glasscheiben der Vitrinen wirkten sie dem Alltagsleben seltsam entrückt. In den Vitrinen zeigte Möckel u.a. die Arbeit Pawnbroker's, in der er das Schaufenster eines Pfandleihhauses inszeniert. Die in Pfandgeschäften beworbenen Objekte sind keine Neuwaren, sondern wertvolle Gebrauchsgegenstände. Die Auslage im Schaufenster erfolgt erst dann, wenn ein Darlehen nicht zurückgezahlt werden kann und der beliehene Gegenstand bei der darauffolgenden Auktion nicht versteigert wird. Hinter den Verkaufswaren verbergen sich persönliche Geschichten und menschliche Notlagen. Die Frage nach Wertproduktion bzw. Wertverlust von Waren sind wiederkehrende Themen in Möckels Arbeiten. In der Ausstellung begegnete er der eigenartigen Ästhetik von Leihhaus-Schaufenstern zwischen Juwelier und Second-Hand Shop mit einem Diorama aus grau beflockten Objekten. Üblicherweise wird Beflockung zur Veredelung von Oberflächen eingesetzt und findet Verwendung bei Schmuckschatullen zur Präsentation und Aufbewahrung. Aus der Ferne wirkte das Diorama jedoch auf künstliche Weise verstaubt. Die verfremdeten Waren zeugen sowohl von Vernachlässigung und Wertverlust als auch von Veredelung und Wertproduktion. Als Jahresgabe präsentiert Möckel einzelne Exponate der Installation in kleinen Vitrinenwürfeln. Die künstliche Staubschicht aus Samtfasern wird auch hier hinter dem vor Staub schützenden Plexiglas konserviert. Somit wird auch in der Jahresgabe das Ausstellungs- bzw. Verkaufsformat der Vitrine singulär fortgeführt.

Jáno Möckel (lebt in Hamburg) reflektiert in seinen Arbeiten die Unzulänglichkeiten des alltäglichen Lebens in einem sozio-ökonomischen Kontext. Möckel studierte an der HAW Hamburg und an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg bei Thomas Demand. Er erhielt u.a. das Hamburger Arbeitsstipendium 2021 und stellte u.a. in der Galerie Januar, Bochum (2018), dem Cultuurcentrum Strombeek, Belgien (2020), dem Kunsthaus Hamburg (2021) und Spoiler Zone, Berlin (2021) aus.