Jahresgabe

Next time when you go home, she will tell you to let go

Kit, Lee

Lee Kits (*1978 in Hongkong, lebt und arbeitet in Taipeh) künstlerische Arbeit wird von einer relationalen Herangehensweise an Objekte, deren Platz im Alltag und ihre anschließende Präsentation als Kunstwerke geprägt. Kit bezeichnet seine Installationen als „Situationen“ und unterstreicht damit den zeitlichen Charakter bestimmter Werkgruppen oder Objekte. So hat er beispielsweise nach dem Vorbild von Heimtextilien mehrfach dünne Baumwolltücher mit Gittermustern bemalt, die dann als Tischtücher oder Picknickdecken verwendet wurden. Die damit verbundenen Dinner-Partys oder Picknicks dokumentiert er über Fotografien und installiert die bemalten Tücher anschließend an ihrem „richtigen“ Platz an der Wand. Das Präsentieren mehrerer Situationen, in denen die bemalten Tücher verwendet wurden, verschiebt deren Wert in Richtung der Darstellung ihrer Passage durch verschiedene Stadien ihrer Verwendung.

Lees Werk schafft Irritationen hinsichtlich der privilegierten Stellung, die das Kunstwerk – und insbesondere die Malerei – in der westlichen Kunst genießt. Er tut dies jedoch in einer lässigen, spielerischen und großzügigen Manier, die letztlich immer von ästhetischer Kompetenz geleitet wird. Lees Werk bringt die ästhetischen Möglichkeiten unseres Alltags ans Licht, indem es unseren Blick auf die schlichte Schönheit des Übersehenen lenkt – sei es durch das Spiel des Lichts auf einer Leinwand oder die Installation seiner Arbeit in den wenig genutzten Räumen einer Institution.

Für Next time when you go home, she will tell you to let go hat Kit eine Fotografie einer seiner Installationen reproduziert und in ein Objekt verwandelt. Das Bild zeigt eines seiner Gemälde, überlagert von der Projektion eines roten Quadrats und dem Text „Next time when you go home, she will tell you to let go”, der wie der Untertitel eines Films erscheint. Kit fängt hier einen jener flüchtigen Momente ein, die er in seinem Werk inszeniert: Verschiedene Bedeutungen erscheinen als Augenblicke, die nicht unbedingt an ein singuläres Element gebunden sind.