Jahresgabe

Patrouille 1-4

Grath, Anna

Anna Grath arbeitet in ihren Werken in der Regel mit Fundstücken, deren vorgegebene Form sie ihren eigenen skulpturalen Vorstellungen entsprechend bearbeitet: sie verbiegt, spannt, verbindet und gibt ihnen eine neue, modifizierte Form. Der ursprüngliche Nutzen der Gegenstände wird dabei regelmäßig ausgehebelt, Dinge, die nicht zusammen passen, fügen sich zu Neuem zusammen. In einer skulpturalen Collage- oder Pfropftechnik entstehen andersartige und brüchige, aber auch poetische Erzählungen.

 

Für ihre Jahresgabe hat Anna Grath altmodische Vorhangkordeln gewählt, die sie mittels Nägeln in eine Rechteckform zwingt, die auf die Fenster verweisen mögen, bei deren Zeigen oder Verdecken die Kordeln üblicherweise nur eine dienende Rolle spielen. Grath bricht mit der Regel des zierenden Beiwerks, das sich üblicherweise um den gleichermaßen weich hängenden Stoff des Vorhangs schmiegt, und stellt seine zeichenhafte Linienform, seine Rahmung - und seine Bedeutung -  in den Vordergrund. Hervorgehoben wird dabei auch der double-bind zwischen Verzierung und Ordnung, der sich in der Vorhangtroddel üblicherweise fast unbeachtet findet. Dieses Verhältnis zwischen Freiheit und Kontrolle, Unordnung und regelhafter Form ist wesentlicher Teil der künstlerischen Arbeit von Anna Grath.

 

Anna Grath (*1983, lebt und arbeitet in Hamburg). Grath studierte an der HFBK, Hamburg bei Andreas Slominski, Michael Diers und Thomas Pletzinger. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Haverkampf Galerie, Berlin; der Produzentengalerie, Hamburg; im Godsbanen Aarhus, Dänemark, sowie in den Deichtorhallen, Hamburg ausgestellt. Grath erhielt u.a. den Hiscox Kunstpreis, das Hamburger Arbeitsstipendium für bildende Kunst, das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds und das Reisestipendium Neue Kunst in Hamburg e.V.